Newsletter 3 TransMiT-03

TransMiT – Simulation zeigt deutliches Potenzial einer qualitätsbasierten Trennentwässerung (qbTE) für das Einzugsgebiet Hildesheim

Traditionell wird in der Siedlungswasserwirtschaft mit dem Begriff Trennentwässerung die Teilströme „Schmutzwasser“ und „Niederschlagswasser“ (NW) nach der Herkunft unterschieden. Das Konzept der Trennentwässerung, welches gesetzlich verankert der Mischentwässerung vorzuziehen ist, basiert auf der Trennung dieser beiden Abwasserströme. Vor dem Hintergrund einer zum Teil signifikanten Verschmutzung des urbanen Niederschlagswassers und den daraus resultierenden Emissionen in die Umwelt bzw. dem dezentral zu errichtenden Behandlungspotential ist diese allein herkunftsbasierte Unterscheidung nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr sollten der Ableitungs- und Behandlungsweg qualitätsbasiert festgelegt werden.

Abbildung 1: Traditionelle vs. qualitätsbasierte Trennentwässerung (Prinzipskizze) © ISAH

Mit diesem Paradigmenwechsel als Ausgangspunkt wurde im TransMiT-Projekt das Konzept der qualitätsbasierten Trennentwässerung (qbTE) entwickelt sowie Transformationspfade zur Erreichung einer qualitätsbasierten Entwässerung in Bestandsquartieren aufgezeigt (s. Bild 1). Eine Bilanzierung für das Einzugsgebiet Hildesheim zeigt, dass die Umsetzung einer qualitätsbasierten Bewirtschaftung von Niederschlagswasser es gestatten würde, das gesamte als stark-verschmutzt einzustufende Niederschlagswasser auf der zentralen Kläranlage zu behandeln. Ergänzend ließe sich die Menge an unverschmutztem Niederschlagswasser im Einzugsgebiet um bis zu 72 % erhöhen und könnte im Quartier als wertvolle Ressource verfügbar gemacht werden (Stärkung des lokalen Wasserhaushalts, Ersatz von Trinkwasser z.B. bei der Bewässerung). Weitere Potentiale zur Erhöhung der Ableitungskapazitäten können durch eine integrierte Bewirtschaftung des Kanalraums mit intelligenten Regelungen. Essenzielle Voraussetzung zur Umsetzung der qbTE ist eine genaue Kenntnis über die Verschmutzung der NW-Teilströme sowohl orts- als auch zeitdifferenziert. Im UP 7 TransMiT wurde die Differenzierung nach quartiersspezifischen Einflussfaktoren und hinsichtl. der zeitlichen Variation untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die NW-Verschmutzung parameterdifferenziert bewertet werden muss und neben der Niederschlagscharakteristik des Einzelereignisses insbesondere die Zeit zwischen den Regenereignissen im Hinblick auf die Schmutzstoffanreicherung auf der Oberfläche einen relevanten Einfluss hat.

Die detaillierten Ergebnisse der Potenzialanalyse wurden in der KA Korrespondenz Abwasser, Abfall im September 2021 veröffentlicht (Kabisch et al. 2021). Die Veröffentlichung der Ergebnisse der Untersuchungen zur Regenwasserqualität (Dynamization of urban runoff pollution and quantity) sind im 1. Quartal 2022 geplant.

Literaturverzeichnis
Kabisch, Nils-Kristof; Beier, Maike; Köster, Stephan (2021): Qualitätsbasierte Entwässerung von Niederschlagswasser: Potenzialanalyse am Beispiel der Stadt Hildesheim. In: KA: Korrespondenz Abwasser, Abfall 68 (9), 709-721.

Projektkoordination und Ansprechpartnerin:
Dr. Maike Beier, Leibniz Universität Hannover, 0511 762-2898, beier@isah.uni-hannover.de