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IWAES – Thermische Aktivierung vorhandener Infrastukturen

Im zweiten Jahr des Projekts waren neben Abstimmungsgesprächen mit Vertretern der Stadt Stuttgart, Architekten und weiteren Experten u.a. auch Messungen im Abwasserkanal zum Strömungs- und Temperaturfeld der Kanalluft vorgesehen. Durch die COVID-Pandemie mussten jedoch einige Maßnahmen verschoben und improvisiert werden; die bewährten Projektwochen und -treffen aller Projektpartner in Stuttgart sowie Konferenzteilnahmen im In- und Ausland eingeschlossen. IWAES organisiert seitdem alle Treffen digital und führte einen vierzehntägigen Jour fixe ein, sodass der Austausch der Bearbeiter untereinander intensiviert wurde. Dennoch sind sich alle Projektpartner darüber einig, dass ein ausschließlich virtueller Austausch die gemeinsamen Projektwochen in Stuttgart nicht vollwertig ersetzen kann; sie freuen sich daher bereits auf die gemeinsame Zusammenarbeit vor Ort, sobald diese wieder möglich ist.

Auch inhaltlich beschloss das Projektteam eine bedeutende Änderung: Aufgrund der Sanierung der Stuttgarter Staatsoper plant die Stadt im ursprünglich ausgewählten Untersuchungsgebiet eine Interimsoper. Zusammen mit den weiteren Bestandsnutzungen auf der Fläche wären die Untersuchungsergebnisse hierdurch bedingt nicht mehr repräsentativ und übertragbar. Das Team entschied sich daher, das Untersuchungsgebiet innerhalb des Rosensteinquartiers zu einem größeren Neubaugebiet (Abstellbahnhof) zu wechseln, für das die in IWAES entwickelten Ansätze und Methoden im Prozess der Quartiersentwicklung optimal und repräsentativ angewendet werden können.

Abbildung 1: Dreistufiger thermischer Quartiersansatz mit Integration des thermisch aktivierten Abwassernetzes, eigene Darstellung, ©IWAES

Im Sinne einer Energieleitplanung werden das Abwassersystem, die Energieversorgung und der Städtebau als ganzheitliches Konzept betrachtet. Hierfür werden bei Neubauprojekten verschiedene Planungsvarianten erarbeitet. Im nächsten Schritt wird die optimale Variante unter Berücksichtigung von z. B. Gebäudeausrichtung, A/V-Verhältnis, Energiegewinnungspotenzialen etc. erörtert und ein energetisches Gesamtkonzept entwickelt. Zu Beginn wurde das Abwassersystem für das neue Quartier geplant. Die Kanalführung orientiert sich am Erschließungsnetz des Siegerentwurfs des städtebaulichen Wettbewerbs von asp Architekten. Die Abwasserkanäle werden als thermisch aktivierte Hybridkanäle ausgebildet. Dadurch stellen sie den Wärme- und Kältetransport sicher und agieren als Wärmesenken und -quellen. Die thermische Versorgung des Quartiers erfolgt nach einem mehrstufigen Konzept, wofür das Quartier in drei Betrachtungsebenen unterteilt wird: „Stadtquartier“, „Hubareal“ und „Block“ (siehe Abb. 1).

Eine detaillierte Beschreibung des Konzeptes wird in einer gemeinsamen Veröffentlichung des IWAES-Teams in der Dezemberausgabe der Zeitschrift „Transforming Cities“ vorgestellt.

Die stadtplanerische und technische Umsetzbarkeit dieses Ansatzes wird in den nächsten Arbeitsschritten überprüft.

Bleiben Sie gespannt und verfolgen Sie den Stand der Forschung auf https://www.iwaes.de/.